Hier geht es zum Reisebericht zur fünftägigen Expeditionskreuzfahrt auf der Ventus Australis zum Kap Horn durch die Fjorde Patagoniens über die Magellan Straße und dem Beagle Kanal.
5 Tage / 4 Nächte
Ushuaia nach Punta Arena oder anders herum Punta Arena nach Ushuaia, jeweils über das Kap Horn, den Beagel Kanal und die Magellanstraße. Achtung: Die Routen unterscheiden sich in manchen Punkten, zum Beispiel sind wir (Ushuaia nach Punta Arena) auf der Pinguin Insel (Magdalena Island) angelandet und konnten dort zwischen tausenden Pinguinen spazieren gehen, wohingegen auf der anderen Route Pinguine an einer anderen Stelle aus von den Zodiacs (also vom Wasser aus) beobachtet werden. Beide Routen haben Vorzüge, wir haben sogar ein Pärchen getroffen, welches beide Routen hintereinander weg gefahren ist, weil sie so begeistert waren und nichts verpassen wollten.
Wer mich kennt, weiß, dass eine Kreuzfahrt bis knapp vor die Antarktis und bis vor kurzem so ziemlich das letzte war, was ich in einem meiner Urlauben gemacht hätte. Ich peile normalerweise Destinationen mit Temperaturen um die 30 Grad (Luft- UND Wassertemperatur) an und die Vorstellung einer typischen Kreuzfahrt (tausend Touristen zusammengefercht auf einem Boot mit durchgetaktetem Bespaßungsprogramm) entspricht ziemlich genau meiner Horrorvorstellung von Urlaub. Warum ich auf der Juventus Australis gelandet bin, es mochte und auch weiterempfehlen würde, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Wenn man nicht mehr alleine unterwegs ist, muss man sich plötzlich auf Kompromisse einlassen. Ich wollte tauchen in Belize, Andi wollte Patagoniens Eisfelder erkunden und den südlichsten Zipfel der Zivilisation (Cape Horn) besuchen. So landete ich auf der Juventus Australis, neueres Schwesterschiff der Stella Australis. Ich bin mit einigen Vorbehalten auf dieses Schiff gegangen, war aber schnell genauso begeistert wie alle anderen Gäste. Hier die Gründe
- Es handelt sich um eine Expeditionskreuzfahrt. Das heißt, es geht hierbei um die Natur (Flora & Fauna) deren Bewahrung und Kultur der indigenen Völker. Die Expeditionsleiter sowie -Begleiter sind gut ausgebildet und können eine Menge Wissen vermitteln. Sie arbeiten Hand in Hand mit Wisenschaftlern zusammen, sammeln für sie auf den Touren Daten & Samples und helfen so, diese fantastische Landschaft & Natur besser zu verstehen und zu bewahren. Folglich geht man als Gast auch nicht auf Ausflüge, sondern auf Expeditionen – und fühlt sich dadurch direkt mehr wie ein Abenteurer als ein Klischee-Kreuzfahrttourist. Die Guides sind allesamt mehrsprachig, sodass es sogar deutschsprachige Gruppen gibt.
- Die beiden Schiffe sind die einzigen Passagierschiffe mit Genehmigung zum Befahren dieser Region, weshalb wir in vier Tagen nur zwei andere Schiffe (das Schwesterschiff Stella auf der umgekehrten Route und ein Fischerboot) und keine (!) anderen Menschen bzw. Touristen gesehen haben! Also eine sehr exklusive Entdeckungsreise – mit wenige Menschen auf der Welt erleben und sehen das, was die Australis Gäste erleben!
- Die Schiffe sind verhältnismäßig klein, maximal 200 Gäste können sie fassen – nicht mehrere Tausend wie die Kreuzfahrt-Bomber der typischen Reedereien. Das führt auch dazu, dass man schnell „seine Crew“ kennenlernt und mit anderen naturbegeisterten Gästen ins Gespräch kommt.
- Um Plastik zu sparen, bekommt jeder Gast schicke Australis Aluminium Flaschen geschenkt, die man an den m Wasserspendern auffüllen kann.
- Einmal bezahlt, braucht man an Board kein Geld mehr. Alles, inklusive (alkoholische) Getränke sind im Preis enthalten – nur im Souvenirshop hat man die Möglichkeit zum extra Geld ausgeben.
Leistungen auf der Stella Ventus / Stella Australis
Jede Kabine hat riesige Fenster, um die beeindruckende Landschaft auch aus dem Bett bestaunen zu können. In dem (recht stattlichen) Preis ist ALLES enthalten: drei hervorragende Mahlzeiten (Frühstücksbüffet, Mittagsbuffet, 3-Gänge-Menü abends), alle Getränke (auch alkoholische) sowie alle Expeditionen.
Die Australis Flotte
Australis betreibt zwei fast identische Schwesterschiffe: die Stella und die etwas neuere Ventus Australis. Die Schiffe sind verhältnismäßig klein, sie beherbergen maximal 200 Gäste, was ich persönlich sehr angenehm finde. Auf dem Restaurant-Deck bekommt jeder Gast einen Tisch zugewiesen, was ich anfangs etwas irritierend fand, jedoch hat sich fast so etwas wie ein Teamgeist mit den Sitznachbarn gebildet, gestärkt durch das Quiz, an welchem alle „Teams“ über die gesamte Reisedauer teilnehmen können (wir haben auf unserer Tour sogar gewonnen und wurden persönlich vom Captain geehrt ).
Das Programm
Jeden Tag gibt ca. zwei Expeditionen: An Land, wie auf die Isla Magdalena, auf der Tausende Pinguine leben oder in eine Bucht, mit ungefähr einer halbe Stunde Mini-Hike durch den patagonischen Scheinbuchenwald zu einem schönen Aussichtspunkt. Eines der Highlights ist das Anlanden an Kap Horn, dem südlichsten zivilisierten Punkt der Erde, wo Pazifik und Atlantik aufeinander prallen, nur knapp 300km vor der Antaktis. Da hier das Wetter jedoch oft sehr rau ist, ist ein Spaziergang auf der Insel zum Albatros-Monument leider nicht immer möglich. Viele Expeditionen drehen sich rund um die patagonische Eisplatte mit ihren riesigen Gletschern, Fjorden und Eisfeldern. Zum Teil wird angelandet und kurze Hikes angeboten, teilweise fährt man aber auch mit den Zodiacs bis fast direkt an die Eiskante, wo die Dimensionen der Eisgiganten sehr eindrucksvoll zu erleben sind.
Tipp: Die Hikes werden immer in verschiedenen Schwierigkeitsstufen angeboten: leicht, mittel und schwer. Lasst euch nicht einschüchtern, das Personal versucht meistens, die schwierigeren Hikes als SEHR anspruchsvoll und eigentlich nicht wirklich toll zu verkaufen, vermutlich, damit ältere und unfitte Menschen sich nicht überschätzen.
Da ich einen verstauchten Fuß hatte, habe ich mich zu Anfang erst einmal nur die leichten Touren getraut, aber sehr schnell festgestellt, dass bei der Beschreibung doch etwas übertrieben wird und jemand, der normal fit ist und nicht das erste Mal in seinem Leben wandern geht, hier sehr gut mithalten kann.